Über die BMG-Initiative Long COVID

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Der Gastbeitrag von Dr. Lucas C. Adam und PD Dr. Christiana Franke von der Charité Universitätsmedizin Berlin befasst sich mit der Frage, warum Post-akute infektiöse Syndrome (PAIS) eine individualisierte Medizin erfordern und welche Herausforderungen sich daraus ergeben.&nbsp;

Von mild bis schwer betroffen: Warum Post-akute infektiöse Syndrome (PAIS) eine individualisierte Medizin erfordern

Herr Dr. med. Dipl.-Psych. Lucas Adam ist Diplom-Psychologe&nbsp;und Assistenzarzt an der Klinik für Neurologie an der Charité mit Forschungsaufenthalten am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin sowie an der Yale Medical School, USA. Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der&nbsp;AG Franke&nbsp;begleitet er Interventions- und Observationsstudien&nbsp;zu PAIS an der Klinik für Neurologie der Charité.&nbsp;Darüber hinaus gilt sein Forschungsinteresse&nbsp;den Wechselwirkungen zwischen Stress und Immunsystem sowie deren Einfluss auf die psychische und körperliche Gesundheit.&nbsp;
Frau PD&nbsp;Dr. med. Christiana Franke ist Oberärztin der Klinik für Neurologie der Charité Berlin und leitet die neurologische post-COVID-19 und PAIS Sprechstunde der Charité&nbsp;am Campus Benjamin Franklin. Wissenschaftlicher Schwerpunkt sind kognitive Störungen und Neurodegeneration. Frau Franke leitet die&nbsp;BMBF-geförderte&nbsp;Interventionsstudie „PoCoVIT“, die den Einfluss von Methylprednisolon auf Patient:innen mit kognitiven Störungen im Rahmen eines Post-COVID-19 Syndroms untersucht und ist Teilprojektleiterin der BMG-geförderten Studie "PAIS-Care". Ihre bisherigen&nbsp;Arbeiten leisten einen Beitrag zum Verständnis von pathophysiologischen Mechanismen bei Post-COVID-19 Syndrom.

Gastbeitrag: Lucas C. Adam & Christiana Franke

Long COVID bei Kindern und Jugendlichen kann viele verschiedene Beschwerden und Erscheinungsformen umfassen. Bereits im letzten Jahr haben Forscherinnen und Forscher der RECOVER Initiative <a href="https://www.bmg-longcovid.de/zeitstrahl/kinder-und-jugendliche-haben-laut-studie-teils-andere-long-covid-symptome-als-erwachsene" target="_blank" rel="noopener noreferrer">verschiedene Symptom-Cluster beschrieben, die bei Kindern und Jugendlichen mit Long COVID auftreten können</a>. Das Team hat nun die elektronischen Gesundheitsdaten von insgesamt 17.525 Kindern und Jugendlichen mithilfe eines bestimmten Algorithmus ausgewertet und hierdurch sechs unterschiedliche Erscheinungsformen von Long COVID im Kindes- und Jugendalter gefunden. Die häufigste Erscheinungsform ging mit Herz-Kreislauf-Beschwerden und Atembeschwerden einher (knapp 54 Prozent). Dabei treten zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, Brustschmerzen, Husten oder Atemnot auf. Bei einer weiteren Form standen Schmerzen an Muskeln, Gelenken und Knochen im Vordergrund (etwa 14 Prozent). Bei einem Teil der Kinder und Jugendlichen traten Beschwerden im Bereich des Nervensystems oder der Psyche auf (knapp 11 Prozent). Hierzu zählen unter anderem Angststörungen. Seltenere Erscheinungsformen gingen einher mit Magen-Darm-Beschwerden (etwa 9 Prozent), mit Kopfschmerzen (etwa 7 Prozent) und mit einer anhaltenden Schwäche und Erschöpfung – einer sogenannten „Fatigue“ (5 Prozent).
Das Wissen um die verschiedenen Erscheinungsformen von Long COVID bei Kindern und Jugendlichen kann laut Forschenden einen Beitrag zur weiteren Erforschung und Behandlung von Long COVID in dieser Altersgruppe leisten.

Unterschiedliche Erscheinungsformen von Long COVID bei Kindern und Jugendlichen

PLOS Digital Health ist eine fachübergreifende und frei zugängliche Fachzeitschrift. In der Zeitschrift werden unter anderem neue Erkenntnisse im Bereich von Medizin und Gesundheitsversorgung veröffentlicht, die mit Hilfe von Datenanalysen und digitalen Werkzeugen gewonnen wurden.

PLOS Digital Health

Die RECOVER Initiative wurde von den National Institutes of Health (NIH) in den USA ins Leben gerufen. Es handelt sich um ein nationales Forschungsprogramm mit dem Ziel, Long COVID besser zu verstehen, vorzubeugen und zu behandeln.&nbsp;

RECOVER Initiative

Seit dem Jahr 2020 wurden in Deutschland mehrere Spezialambulanzen für Menschen mit Long COVID eingerichtet. Eine aktuelle Studie aus dem Journal BMC Health Services Research hat 112 dieser Spezialambulanzen identifiziert und untersucht. Die Forschenden sammelten öffentlich zugängliche Informationen über die Ambulanzen und befragten 45 leitende Ärztinnen und Ärzte.&nbsp;
Die Forschenden stellten fest, dass die Behandlungen in den Spezialambulanzen nicht nach einem festgelegten Plan erfolgten, sondern sich nach den persönlichen Beschwerden der Betroffenen richteten. Es gab zwei Hauptgruppen: Atemwegsbeschwerden und Beschwerden des Nervensystems wie zum Beispiel Kopfschmerzen und Störungen von Gedächtnis und Konzentration. Von Atemwegsbeschwerden waren deutlich mehr Frauen als Männer betroffen. Die befragten Ärztinnen und Ärzte berichteten, dass mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten durch ihre Beschwerden stark belastet sind. Gleichzeitig zeigten sie sich überzeugt, dass ihre Arbeit in den Spezialambulanzen für viele Betroffene eine große Hilfe darstellt.
Da die Nachfrage nach Long-COVID-Behandlungen anhält, werden weiterhin neue Spezialambulanzen eingerichtet. Die ambulante Betreuung von Menschen mit Long COVID erfolgt derzeit nicht nach festen Behandlungsprotokollen, sondern orientiert sich an persönlichen Beschwerden. Dies führt zu deutlichen Unterschieden in der Behandlung zwischen verschiedenen Einrichtungen. Die Forschenden empfehlen daher, in Zukunft Diagnostik und Behandlungsprotokolle weiter zu vereinheitlichen. So könnten die Patientenversorgung verbessert und der fachliche Austausch zwischen den Behandelnden erleichtert werden.
In unserem Service-Bereich finden Betroffene und Interessierte eine <a href="https://www.bmg-longcovid.de/service/buergertelefon-und-regionale-kliniksuche" target="_blank" rel="noopener noreferrer">Liste der Kliniken und Ambulanzen</a>, die sich auf die Diagnostik und Behandlung von Long COVID spezialisiert haben. Die Liste enthält auch Ambulanzen aus dieser Studie.

Spezialambulanzen für Long COVID in Deutschland: Erkenntnisse und Perspektiven

BMC Health Services Research ist eine frei zugängliche Online-Fachzeitschrift. Sie veröffentlicht Artikel über Themen im Bereich Gesundheitsversorgung, digitale Gesundheit, Gesundheitsökonomie und -finanzierung sowie Qualität und Sicherheit von Gesundheitssystemen.

BMC Health Services Research

Long COVID stellt Erkrankte selbst und ihre Angehörigen, aber auch die Medizin und Forschung sowie unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Wir brauchen noch mehr Wissen für den Umgang mit dem Krankheitsbild, neue Erkenntnisse aus der Forschung zu Behandlungsmöglichkeiten und mehr Informationen zu Unterstützungsangeboten. Diese Internetseite soll eine Anlaufstelle und Plattform bieten für alle, die nach Antworten und Hilfe suchen. Denn Long COVID geht uns alle an!

Willkommen auf der Internetseite der BMG-Initiative Long COVID

Das Bundesministerium für Gesundheit ist eine oberste Bundesbehörde der Bundesrepublik Deutschland. Es hat seinen Hauptsitz bzw. ersten Dienstsitz in der Bundesstadt Bonn und seinen zweiten Dienstsitz in Berlin. Zuständiger Bundesminister im Kabinett Scholz ist seit dem 8. Dezember 2021 Prof. Dr. Karl Lauterbach von der SPD.

Bundesministerium für Gesundheit

Am 31. März 2025 tauschten sich Expertinnen und Experten, Betroffenenvertretungen sowie maßgebliche Akteure des Gesundheitswesens gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach in Berlin erneut über die aktuellen Entwicklungen im Bereich Long COVID aus. Im Fokus standen insbesondere der vom BMG initiierte Partizipationsprozess „Long COVID bei Kindern und Jugendlichen“, der BMG-Förderschwerpunkt „Modellprojekte für Kinder und Jugendliche mit Long COVID“, die BMG-Förderschwerpunkte zur versorgungsnahen Forschung sowie die Arbeit der Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use.
Bereits im <a href="https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/runder-tisch-long-covid/runder-tisch-september-2023" target="_blank" rel="noopener noreferrer">September 2023</a>, im <a href="https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/runder-tisch-long-covid/runder-tisch-dezember-2023" target="_blank" rel="noopener noreferrer">Dezember 2023</a>, im <a href="https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/runder-tisch-long-covid/runder-tisch-april-2024" target="_blank" rel="noopener noreferrer">April 2024</a> und im <a href="https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/runder-tisch-long-covid/runder-tisch-long-covid-september-2024" target="_blank" rel="noopener noreferrer">September 2024</a> fanden im Bundesministerium für Gesundheit Runde Tische zum Thema Long COVID mit dem Ziel einer besseren Vernetzung aller Beteiligten statt.

Fünfter Runder Tisch Long COVID im Bundesministerium für Gesundheit

Das Foto zeigt Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach im Rahmen des fünften Runden Tisches Long COVID. 

Spanische Forscherinnen und Forscher des Barcelona Institute for Global Health berichten, dass etwa die Hälfte der Long-COVID-Betroffenen auch zwei Jahre nach der Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 noch Beschwerden hat. Das Forschungsteam hat insgesamt 2.764 infizierte Personen über 4 Jahre hinweg wiederholt untersucht. Um Long-COVID-Beschwerden zu erfassen, füllten die Teilnehmenden etablierte Fragebögen aus. Außerdem wurden elektronische Gesundheitsakten ausgewertet. Ziel der Studie war es, neue Erkenntnisse zu möglichen Risikofaktoren, Symptomen und dem Verlauf dieses Krankheitsbildes zu gewinnen.
Die Forschenden fanden außerdem verschiedene Faktoren, die mit einem höheren Risiko für Long COVID einhergingen. Demnach hatten Frauen, Personen unter 50 Jahren, Personen mit einem niedrigen sozialen Status und geringem Einkommen sowie Personen mit einem schweren COVID-19-Verlauf ein höheres Risiko für Long COVID. Auch Übergewicht und chronische Erkrankungen der Atmungsorgane wie Asthma oder COPD gingen mit einem höheren Risiko einher. Ein niedrigeres Risiko für Long COVID hatten hingegen Personen, die gegen COVID-19 geimpft waren, sich vor der Infektion regelmäßig körperlich betätigten und täglich mindestens 6 bis 8 Stunden schliefen. Zudem ging die Infektion mit der Omikronvariante mit einem niedrigeren Risiko für Long COVID einher.
Die Ergebnisse der Studie heben die nach wie vor große gesamtgesellschaftliche Bedeutung von Long COVID und die Notwendigkeit weiterer Forschung auf diesem Gebiet hervor.

Anhaltende Long-COVID-Beschwerden bei vielen Betroffenen auch noch zwei Jahre nach SARS-CoV-2-Infektion

Das Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) ist ein Forschungszentrum, das aus der Zusammenarbeit zwischen der „la Caixa“-Stiftung und verschiedenen akademischen Institutionen sowie Regierungsbehörden entstanden ist.&nbsp; Das Zentrum möchte mit seiner Forschung einen Beitrag dazu leisten, die gesundheitliche Situation aller Menschen weltweit zu verbessern und die gesundheitliche Chancengleichheit zu fördern.

Barcelona Institute for Global Health

Das Journal BMC Medicine ist eine medizinische Fachzeitschrift der wissenschaftlichen Verlagsgruppe Springer Nature. Die Zeitschrift erscheint ausschließlich online und ist frei zugänglich, um die Veröffentlichungen und medizinischen Erkenntnisse einem breiten Publikum zur Verfügung zu stellen.

BMC Medicine

Der Gastbeitrag von Ricarda Piepenhagen,&nbsp;Gründerin der Patientenorganisation NichtGenesen, befasst sich mit den Versorgungsbedarfen von Patienten mit Long COVID, ME/CFS und dem Post-Vac-Syndrom. Aus der Perspektive der Betroffenen von postinfektiösen Erkrankungen werden die Herausforderungen beschrieben, die sich für die Erkrankten selbst, aber auch für Wissenschaft, Medizin und Gesellschaft insgesamt ergeben.

Forschung, Versorgung und Anerkennung für Menschen mit ME/CFS und postinfektiösen Syndromen

Ricarda Piepenhagen ist die Gründerin der Patientenorganisation NichtGenesen. Die Patientenorganisation vertritt die Interessen von Betroffenen mit Long-/Post-COVID, ME/CFS und Post-Vac-Syndrom sowie allgemein von Betroffenen mit Postinfektiösem Syndrom (PAIS). In ihrem Gastbeitrag werden historische Parallelen aufgezeigt, die Situation der Betroffenen erläutert und dringender Handlungsbedarf aus Patientensicht aufgezeigt.

Gastbeitrag Ricarda Piepenhagen

Das Bild zeigt ein Portraitfoto von Ricarda Piepenhagen, Gründerin der Patientenorganisation NichtGenesen

Am 07.03.2025 wurden die im Rahmen des Partizipationsprozesses Long COVID bei Kindern und Jugendlichen entwickelten Handlungsansätze zur Verbesserung der Versorgung von zehn Betroffenenbotschafterinnen und -botschaftern an Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach in Berlin übergeben. An der Veranstaltung nahmen neben den Botschafterinnen und Botschaftern, darunter Erkrankte, Angehörige sowie Ärztinnen und Ärzte und Pädagoginnen und Pädagogen, weitere Teilnehmende des Partizipationsprozesses digital als Zuhörerinnen und Zuhörer teil.
Die Handlungsansätze stellen das Ergebnis des von Oktober 2024 bis März 2025 durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) initiierten Partizipationsprozesses zum Thema Long COVID bei Kindern und Jugendlichen dar. Ziel des Formats war es, mehr Klarheit über die Versorgungs- und Unterstützungsbedarfe in der Praxis zu schaffen und mögliche Verbesserungsmaßnahmen zu identifizieren.

Long-COVID-Partizipationsprozess: Betroffene übergeben Handlungsansätze zur Verbesserung der Versorgung

Das Bild zeigt Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach und zehn Betroffenenbotschafterinnen und -botschafter des Partizipationsprojekts „Long COVID bei Kindern und Jugendlichen“ gemeinsam bei der Übergabe der erarbeiteten Handlungsansätze zur Verbesserung der Versorgung.

Eine Studie der Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken hat die Wirkung einer individuellen, symptomorientierten Bewegungstherapie bei Patientinnen und Patienten mit Long COVID-bedingter Fatigue untersucht. Im Rahmen der Studie haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 19 saarländischen Fitnessstudios Long-COVID-Betroffene zunächst darin geschult, wie sie ihre Beschwerden überwachen und das Training individuell anpassen können. Anschließend haben die Patientinnen und Patienten eigenständig das Training auf die Schwere ihrer Beschwerden abgestimmt. Insgesamt wurden die Daten von 118 Patientinnen und Patienten mit Long COVID ausgewertet. Im Vergleich zur Kontrollgruppe gaben die Teilnehmenden des Trainingsprogramms nach 10 Wochen eine geringere Fatigue und eine verbesserte gesundheitsbezogene Lebensqualität an. Auch in der Handkraftmessung zeigten die Teilnehmenden des Trainingsprogramms größere Verbesserungen verglichen mit der Kontrollgruppe.
Das Besondere an dieser Studie: Die Studie war von vornherein so angelegt, dass sich die Interventionen im Breitensport einfach umsetzen lassen. Der Ansatz erscheint vielversprechend, mit wenig Aufwand umsetzbar und berücksichtigt durch die Anwendung von Pacing-Strategien eine mögliche Belastungsintoleranz („Post-Exertionelle Malaise“, PEM), die von einem Teil der Long-COVID-Erkrankten berichtet wird. Bei einer Belastungsintoleranz können die Beschwerden durch körperliche Aktivität verstärkt werden. In der Behandlung ist es daher bedeutsam, jegliche Aktivitäten an den eigenen Belastungsgrenzen auszurichten und eine Überlastung zu vermeiden.

Individuelle, symptomorientierte Bewegungstherapie kann Fatigue bei Long COVID verbessern

Die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) in Saarbrücken ist eine akkreditierte private Hochschule. Schwerpunkte liegen in den Bereichen Sport- und Bewegungstherapie, Sport-/Gesundheitsinformatik, Fitnessökonomie, Sportökonomie, Gesundheitsmanagement, Fitnesstraining und Ernährungsberatung sowie Prävention und Gesundheitsmanagement.&nbsp;

Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement

Scientific Reports ist eine wissenschaftliche Fachzeitschrift, die online durch den Verlag Nature Research herausgegeben wird. In der anerkannten Fachzeitschrift werden Originalarbeiten aus den Bereichen der Naturwissenschaften, Psychologie, Medizin und Ingenieurwesen veröffentlicht.

Scientific Reports

Am 10.02.2025 hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit einem ersten Treffen der 30 ausgewählten Projekte des Förderschwerpunkts „Erforschung und Stärkung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von COVID-19 (Long COVID)“ ein Koordinierungsnetzwerk für die Long-COVID-Forschung gestartet.&nbsp;
Für den von 2024 bis 2028 laufenden Förderschwerpunkt zur versorgungsnahen Forschung wurden Projekte mit einem Gesamtvolumen von 73 Millionen Euro bewilligt. In einem wettbewerblichen Verfahren wurden 30 Projekte zur Förderung ausgewählt, die ihre Arbeit mittlerweile aufgenommen haben. Der Förderschwerpunkt gliedert sich in mehrere Module, die sich der integrierten bzw. koordinierten Versorgung, Innovationen in der Versorgung (z.B. Wearables) sowie der Erforschung der Versorgungslage und des Krankheitsgeschehens widmen werden.
Vertreten war außerdem ein in Kürze startendes Netzwerk aus Modellprojekten zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Long COVID.&nbsp;
Ziel der Netzwerke ist es, Forschungsergebnisse zur Behandlung von Long COVID einschließlich ME/CFS zu entwickeln und auszutauschen, damit diese zeitnah in der Versorgung ankommen. Ebenso sollen Daten aus der Versorgung für Forschende zur Verfügung gestellt werden.&nbsp;
Die Abstimmung der geförderten Projekte untereinander übernimmt eine bei der „Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V.“ (TMF) angesiedelte Koordinierungsstelle.&nbsp;

Start des BMG-Forschungsnetzwerks Long COVID

Ein Konferenzraum mit einer großen rechteckigen Tischanordnung, an der zahlreiche Personen sitzen. Ein Redner steht vorne neben einer Leinwand und hält eine Präsentation mit einer Folie, die Informationen zum Forschungsnetzwerk Long COVID zeigt.

Nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 entwickelt ein Teil der Betroffenen eine Myalgische Enzephalomyelitis beziehungsweise ein Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS).&nbsp; Die Erkrankung geht typischerweise mit einer schweren Erschöpfung einher, die den Alltag stark beeinträchtigt und in einigen Fällen zu Pflegebedürftigkeit führt. Infektionen mit Viren sind ein bekannter Auslöser für eine Erkrankung an ME/CFS.
Die RECOVER Initiative hat nun Daten von insgesamt 11.785 Personen mit vorangegangener SARS-CoV-2-Infektion ausgewertet und im Journal of General Internal Medicine (JGIM) veröffentlicht. Die Auswertung zeigt: Etwa 5 von 100 Personen litten auch 6 Monate nach der Infektion noch an starker körperlicher sowie geistiger Erschöpfung und erfüllten die Diagnosekriterien von ME/CFS. Etwa 40 von 100 Personen hatten außerdem ME/CFS-ähnliche Beschwerden oder erfüllten mindestens ein Kriterium für ME/CFS. Ungefähr 56 von 100 Personen berichteten hingegen keine ME/CFS-typischen Symptome. Es ist zu beachten, dass die Angaben auf Selbsteinschätzungen der Betroffenen beruhen und daher subjektiven Schwankungen unterliegen können. Als häufigstes ME/CFS-Symptom wurde eine Post-Exertionelle Malaise (PEM) berichtet. Bei einer PEM kommt es zur Verschlechterung der Beschwerden nach körperlichen oder geistigen Aktivitäten. Knapp ein Viertel aller Personen mit einer früheren SARS-CoV-2-Infektion war davon betroffen.

Neue Studienergebnisse zur Häufigkeit von ME/CFS nach SARS-CoV-2-Infektion

Das Journal of General Internal Medicine (JGIM) ist eine führende medizinische Fachzeitschrift im Bereich der Inneren Medizin. Es erscheint monatlich und ist die offizielle Fachzeitschrift der Society of General Internal Medicine (SGIM).

Journal of General Internal Medicine

Die RECOVER Initiative hat die Forschungsdefinition für Long COVID überarbeitet. Diese Definition unterscheidet sich von einer klassischen Falldefinition, da sie für die Forschung und nicht für die Diagnosestellung durch den Arzt oder die Ärztin entwickelt wurde. Eine einheitliche Definition von Long COVID in der Forschung ist unter anderem wichtig, damit man Studien einheitlicher durchführen und besser miteinander vergleichen kann.&nbsp;
In die überarbeitete Forschungsdefinition sind Daten von insgesamt 13.647 erwachsenen Personen mit und ohne vorangegangene Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 eingeflossen. Der sogenannte „Long COVID Research Index“ von 2024 überträgt die vorliegenden Beschwerden der Personen in einen Punktwert. Anhand dieses Werts können dann eine wahrscheinliche und eine mögliche Erkrankung an Long COVID abgegrenzt werden.&nbsp;
Die Forscherinnen und Forscher haben anhand der Daten 5 verschiedene Verlaufsformen („Subtypen“) von Long COVID mit jeweils charakteristischen Beschwerden voneinander abgrenzen können. Bei Subtyp 1 stehen Geruchs- oder Geschmacksveränderungen im Vordergrund. Für den Subtyp 2 ist chronischer Husten kennzeichnend. Subtyp 3 beschreibt eine verminderte geistige Leistungsfähigkeit („Brain fog“) als charakteristische Beschwerde. Personen des Subtyps 4 leiden an deutlich spürbarem, beschleunigtem oder unregelmäßigem Herzschlag. Der Subtyp 5 umfasst Personen mit Schmerzen nach körperlicher Belastung, Schwindelgefühlen und Magen-Darm-Beschwerden. Bei den Subtypen 2 bis 5 sind außerdem Müdigkeit und Unwohlsein nach Belastung vorhanden. Der Subtyp 5 zeigt Überschneidungen mit der Myalgischen Enzephalomyelitis beziehungsweise dem Chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS). Die Anwendung der überarbeiteten Forschungsdefinition im Rahmen klinischer Studien soll dazu beitragen, die Komplexität des Krankheitsbildes und die Unterschiede zwischen verschiedenen Patientengruppen besser zu berücksichtigen.

Neue Forschungsdefinition für Long COVID

Das Journal of the American Medical Association (JAMA) ist die international am weitesten verbreitete medizinische Fachzeitschrift. Sie wird 48 Mal im Jahr von der American Medical Association veröffentlicht.

JAMA

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat in 2024 den Förderschwerpunkt „Erforschung und Stärkung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von COVID-19 (Long COVID)“ ins Leben gerufen – hier stehen dem BMG für die versorgungsnahe Forschung zu Long COVID insgesamt bis zu 81 Millionen Euro (2024 bis 2028) zur Verfügung. Es wurden in einem wettbewerblichen Verfahren 30 Projekte zur Förderung ausgewählt, die Ende 2024 und zu Jahresbeginn 2025 starten.&nbsp;
Eine Liste der geförderten Projekte ist auf der <a href="https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/ressortforschung/handlungsfelder/forschungsschwerpunkte/long-/post-covid.html" target="_blank" rel="noopener noreferrer">Website des BMG</a> veröffentlicht.
Bei der versorgungsnahen Forschung zu Long COVID steht die Förderung von Modellprojekten im Fokus, in denen innovative Versorgungsformen zur Behandlung von Long COVID-Betroffenen entwickelt und erprobt werden. Durch die Schaffung eines Netzwerks soll der Informationsaustausch angeregt, Versorgungsforschung initiiert und so die Versorgung der Betroffenen verbessert werden. Ziel ist es, dass Forschungsergebnisse zur Behandlung von Long COVID einschließlich COVID-19-assoziierter ME/CFS möglichst zeitnah in der Versorgung ankommen und umgekehrt, dass Daten aus der Versorgung für Forschende zur Verfügung stehen.

30 Projekte zur versorgungsnahen Forschung starten

Am 25. November 2024 fand in Berlin der 3. Long-COVID-Kongress statt. Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach eröffnete den Kongress und fand in seinem Impulsvortrag eindringliche Worte: „Die Lebensqualität der Menschen ist sehr stark beeinträchtigt (…) und daher müssen wir intensiv forschen. Die Versorgungsstruktur – das Thema des Kongresses – ist keineswegs optimal.“
Der Kongress wurde vom Ärzte- und Ärztinnenverband Long COVID in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Gesundheit ausgerichtet. Die Veranstaltung bot eine Plattform für den Austausch zwischen Behandelnden, Forschenden, Betroffenen, deren Angehörigen sowie Vertreterinnen und Vertretern von Selbsthilfegruppen und Initiativen. Gleichzeitig diente sie der gezielten Weiterbildung von Fachkräften. Rund 260 Gäste nahmen an der Veranstaltung teil.&nbsp;
Der Kongress widmete sich der Frage: „Bedarfsgerechte Versorgung postinfektiöser Erkrankungen – Ein Problem von Generationen?“ und hielt dafür unter anderem acht Themenräume vor, in denen Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis ihre Projekte vorstellten. Aktuelle Forschungsvorhaben und -ergebnisse, Diagnostikverfahren und Therapieansätze zu Long COVID konnten intensiv mit der teilnehmenden Fachwelt diskutiert werden.&nbsp; &nbsp;
Parallel zu den Themenräumen gab es im Plenum einen Workshop zu „Ideen zur Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen bei Long COVID“, in dem mit Betroffenen und ihren Angehörigen, Fachpersonal, Selbsthilfegruppen und Initiativen anhand exemplarischer Fallbeispiele Maßnahmen für konkrete Herausforderungen erarbeitet wurden.&nbsp;

3. Long-COVID-Kongress in Berlin

Die vordringliche Aufgabe des Ärzte- und Ärztinnenverbands Long COVID ist es, die Langzeitfolgen von COVID-19 zu erforschen, das Wissen zentral zur Verfügung zu stellen sowie den Aufbau von Versorgungseinrichtungen voranzutreiben, um die Behandlung von Long COVID-Patientinnen und -Patienten zu verbessern.

Ärzte- und Ärztinnenverband Long COVID

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach spricht am Rednerpult bei der Eröffnung des 3. Long-COVID-Kongresses in Berlin. Im Hintergrund ist eine Leinwand mit dem Titel seines Vortrags zu sehen: "Bedeutung von Long COVID und anderen postinfektiösen Erkrankungen aus gesundheitspolitischer Sicht". Neben ihm stehen zwei weitere Personen an einem Podiumstisch, während die Zuhörerinnen und Zuhörer aufmerksam folgen.

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach eröffnet den 3. Long-COVID-Kongress in Berlin mit einem Impuls zur gesundheitspolitischen Bedeutung von Long COVID und anderen postinfektiösen Erkrankungen.

Das Forschungsprojekt „POSCOR“ des Universitätsklinikums Würzburg, ein digitales Unterstützungsprojekt für Menschen mit Long COVID, ist im Rahmen der „Förderinitiative Post-COVID-Syndrom“ des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention bis zum 31.12.2025 verlängert worden. Die App hilft Betroffenen, den Reha-Antrag schneller und einfacher zu stellen, um die Wartezeit auf einen passenden Reha-Platz zu verkürzen. Zudem finden Betroffene in der App Informationen darüber, wie sie besser mit ihren Symptomen umgehen und aktiv zur Verbesserung ihrer Lebensqualität beitragen können. Teilnehmen können Menschen zwischen 18 und 64 Jahren mit einer Long-COVID-Diagnose, die bei der DRV Nordbayern gesetzlich rentenversichert sind. Im Rahmen des „bayerischen Netzwerks Post COVID“ wurde das Projekt bei einem Netzwerktreffen im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention in München am 29.11.2024 vorgestellt.&nbsp;

Schneller in die Reha: Forschungsprojekt „POSCOR“ verlängert

Das Universitätsklinikum Würzburg ist das Klinikum der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Als einziges Krankenhaus der Maximalversorgung in Unterfranken gehören dazu 19 Kliniken mit Hochschulambulanzen, drei selbstständige Hochschulambulanzen sowie drei klinische Institute. Mit insgesamt rund 1.400 Betten und über 7.000 Mitarbeitenden werden jährlich etwa 75.000 Patientinnen und Patienten voll- und teilstationär und über 290.000 Patientinnen und Patienten ambulant behandelt.

Universitätsklinikum Würzburg 

Das Foto zeigt die Teilnehmenden des bayerischen Netzwerks Post COVID im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention in München.

Seit Ende September 2024 ist die <a href="https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/020-027" target="_blank" rel="noopener noreferrer">aktualisierte Patientenleitlinie „Long-/Post-Covid-Syndrom“</a> online verfügbar. Die überarbeitete Leitlinie soll Betroffenen sowie ihren Angehörigen und Nahestehenden einen Überblick zum Krankheitsbild geben und als Ratgeber dienen. Sie beinhaltet neben umfangreichen Informationen zu den verschiedenen Beschwerden und deren Behandlung auch Informationen über Hilfsangebote. Die Leitlinie umfasst außerdem Empfehlungen dazu, was man selbst gegen Beschwerden tun kann.
An der Erstellung der Patientenleitlinie waren insgesamt 29 verschiedene medizinische Fachgesellschaften sowie mehrere Betroffenenorganisationen beteiligt. Sie ist unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. entstanden. Die Leitlinie ist die Patientenversion der S1-Leitlinie „Long/Post-COVID“, die sich an Ärztinnen, Ärzte und weiteres medizinisches Personal richtet.

Patientenleitlinie "Long-/Post-Covid-Syndrom" überarbeitet

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. ist im deutschsprachigen Raum die größte und zugleich älteste medizinische Fachgesellschaft für Lungen- und Bronchialkrankheiten und versteht sich als ein Forum für alle auf dem Gebiet der Pneumologie tätigen Ärztinnen, Ärzte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.

In der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) organisieren sich 184 medizinische Fachgesellschaften. Die AWMF koordiniert unter anderem die Entwicklung medizinischer Leitlinien für Diagnostik und Therapie in den unterschiedlichen medizinischen Fachgebieten. In Leitlinien werden klare Handlungsempfehlungen für Ärztinnen, Ärzte, weiteres medizinisches Personal sowie für Patientinnen und Patienten gegeben. Dabei werden stets aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt.&nbsp;

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.

Das Bundesministerium für Gesundheit setzt sich intensiv mit dem Thema Long COVID bei Kindern und Jugendlichen auseinander. Im Rahmen eines neuen Beteiligungsformats werden dafür Erkenntnisse über die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen mit Long COVID sowie ihrer Angehörigen gesammelt. Das Ziel: Versorgungs-, Informations- und Unterstützungsbedarfe ermitteln und Lösungen diskutieren, die Betroffenen helfen können. Betroffene, ihre Angehörigen, Fachkräfte mit beruflichen Berührungspunkten mit Betroffenen sowie weitere Interessierte sind herzlich zur Teilnahme an der Umfrage und den Workshops eingeladen.

Beteiligungsformat zu Long COVID bei Kindern und Jugendlichen gestartet

Das Foto zeigt ein Flipchart mit mehreren Notizen. Im Hintergrund mehrere Personen zu sehen, die alle um einen Tisch herum verteilt sind und gemeinsam arbeiten. 

Die Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use mit Sitz beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), hat einen <a href="https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Zulassung/Zulassungsrelevante-Themen/Expertengruppe-Long-COVID-Off-Label-Use/_node.html#therapiekompass" target="_blank" rel="noopener noreferrer">Therapie-Kompass</a> entwickelt, der eine Übersicht über geeignete Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen bietet mit dem Ziel, die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long COVID zu unterstützen. Dabei handelt es sich um Therapieempfehlungen für den Einsatz von Arzneimitteln in den zugelassenen Indikationen zur Behandlung von Long COVID-assoziierten Symptomen. Diese verschreibungspflichtigen Arzneimittel können im Rahmen ihrer bestehenden Zulassungen, also als „In-Label-Use“, verordnet werden.&nbsp;Dieser erfahrungsbasierte Therapie-Kompass stellt dabei keinen Ersatz für evidenzbasierte Empfehlungen zum Off-Label-Use bei der spezifischen Behandlung von Long COVID dar. Die Bewertung wissenschaftlicher Evidenz zum Off-Label-Use bleibt eine zentrale Aufgabe der Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use.&nbsp;&nbsp;

Therapie-Kompass veröffentlicht

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist eine selbstständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.&nbsp;Die Kernaufgaben des&nbsp;BfArM&nbsp;umfassen die Zulassung und Registrierung von Arzneimitteln, die Risikoerfassung und -bewertung von Arzneimitteln und Medizinprodukten, die Überwachung des Betäubungsmittel- und Grundstoffverkehrs sowie die Herausgabe medizinischer Kodiersysteme für das Gesundheitswesen.

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

Am 17. September 2024 tauschten sich Expertinnen und Experten, Betroffenenvertretungen sowie maßgebliche Akteure des Gesundheitswesens gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach in Berlin über die aktuellen Entwicklungen im Bereich Long COVID aus. Insbesondere neue Erkenntnisse aus der Forschung, die augenblickliche Versorgungslage, die neuen Versorgungsforschungsprojekte des Innovationsfonds sowie die Arbeit der Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use standen diesmal im Zentrum der Gespräche. Bereits im&nbsp;<a href="https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/runder-tisch-long-covid/runder-tisch-september-2023" target="_blank" rel="noopener noreferrer">September 2023</a>, im&nbsp;<a href="https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/runder-tisch-long-covid/runder-tisch-dezember-2023" target="_blank" rel="noopener noreferrer">Dezember 2023</a> und im&nbsp;<a href="https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/runder-tisch-long-covid/runder-tisch-april-2024" target="_blank" rel="noopener noreferrer">April 2024</a> fanden im Bundesministerium für Gesundheit Runde Tische zum Thema Long COVID statt – mit dem Ziel einer besseren Vernetzung aller Beteiligten.

Vierter „Runder Tisch Long COVID“ im Bundesministerium für Gesundheit

Das Foto zeigt Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach im Rahmen des vierten Runden Tisches zu Long COVID

Ein Forschungsteam unter Leitung der Universitätsmedizin Halle hat Daten der NAKO Gesundheitsstudie hinsichtlich möglicher Risikofaktoren für Post COVID ausgewertet.&nbsp;
Zwischen September und Dezember 2022 erfolgte im Rahmen der NAKO Gesundheitsstudie eine Befragung zu bisherigen Ansteckungen mit dem Coronavirus, COVID-19-Impfungen und zu Post-COVID-Beschwerden.&nbsp; Insgesamt wurden die Daten von 109.707 Teilnehmenden ausgewertet. 60 Prozent der Befragten hatten sich nach eigenen Angaben mindestens einmal mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 angesteckt. Über 80 Prozent gaben an, drei oder mehr Impfungen gegen COVID-19 erhalten zu haben.
Die Befragung erfolgte mittels eines Online-Fragebogens, der unter anderem eine Liste mit 21 Beschwerden umfasste. 35 Prozent der Befragten berichteten von Beschwerden im Zeitraum von 4 bis 12 Monaten nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Von diesen Personen gaben wiederum 23 Prozent eine hohe Symptomlast mit neun oder mehr Symptomen an.&nbsp;
Die Auswertung der Daten zeigte, dass das Risiko für Post COVID mit neueren Virusvarianten abnahm: Nach einer erstmaligen Ansteckung mit der Omikron-Variante wurden seltener Post-COVID-Beschwerden berichtet als nach einer erstmaligen Ansteckung mit früheren Virusvarianten. Außerdem hatten Personen, bei denen nach der ersten Ansteckung keine Post-COVID-Beschwerden auftraten, bei einer zweiten Ansteckung ein geringes Risiko für Post COVID als Personen, die sich das erste Mal ansteckten.
Bei Ansteckungen mit der Omikron-Variante verringerte darüber hinaus eine vierte Impfung gegen COVID-19 das Risiko für Post COVID.&nbsp;

Forschungsteam wertet Risikofaktoren für Post COVID aus

Die Universitätsmedizin Halle verbindet als Maximalversorger die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und das Universitätsklinikum Halle (Saale). Dabei stehen Forschung, Lehre und Krankenversorgung im Vordergrund.

Universitätsmedizin Halle

Die NAKO Gesundheitsstudie ist die größte Langzeitstudie in Deutschland zur Erforschung von Volkskrankheiten. Seit 2014 werden im Rahmen der Studie über 205.000 zufällig ausgewählte Personen wiederholt umfassend medizinisch untersucht und zu ihren Lebensgewohnheiten befragt. Die Daten der Studie tragen zur Prävention und persönlichen Gesundheitsfürsorge bei.

NAKO Gesundheitsstudie

Journal of Infection ist die offizielle Zeitschrift der British Infection Association. In der Zeitschrift werden Originalarbeiten zu verschiedenen Themen rund um Infektionen veröffentlicht. Zur Zielgruppe gehören sowohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch Ärztinnen und Ärzte.

Journal of Infection

Im Rahmen der RECOVER Initiative wurde in einer US-Studie mit mehr als 10.000 Teilnehmenden nach einem geeigneten Wert gesucht, mit dem sich Long COVID verlässlich im Blut feststellen lässt („Biomarker“). Jedoch stellte sich keiner der 25 getesteten Routine-Laborwerte als geeigneter Biomarker heraus.&nbsp;
8.746 der Teilnehmenden hatten sich schon einmal mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 angesteckt. 21,5 Prozent von ihnen berichteten über Long-COVID-Beschwerden. Untersucht wurde unter anderem, ob sich die Laborwerte der Teilnehmenden mit Long-COVID-Symptomen von den Teilnehmenden ohne längerfristige Beschwerden nach einer Ansteckung unterschieden. Zwischen den beiden Gruppen gab es jedoch keine bedeutsamen Unterschiede.
Bei Teilnehmenden mit Long-COVID-Symptomen gab es im Blut Hinweise auf eine anhaltende Entzündung. So wurde eine im Allgemeinen höhere Anzahl an Blutplättchen (Thrombozyten) gemessen und ein höherer Wert eines bestimmten Entzündungsmarkers (hsCRP). Diese Werte eignen sich jedoch nicht als Biomarker für Long COVID.
Unabhängig von Long-COVID-Symptomen hatten Teilnehmende mit einer vorherigen Ansteckung mit dem Coronavirus eine höhere Albumin-Kreatinin-Rate im Urin. Dieser Wert steht mit der Nierenfunktion und Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang. Zudem hatten Teilnehmende mit vorheriger Ansteckung etwas weniger Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut. Darüber hinaus hatten Personen in dieser Gruppe einen höheren Langzeitblutzucker-Wert (HbA1C), der auch bei Diabetes erhöht ist. Es gibt bereits aus anderen Studien Hinweise, dass eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu einem höheren Diabetesrisiko beitragen kann. Die Unterschiede zu Teilnehmenden ohne vorherige Ansteckung waren jedoch insgesamt gering. Keiner der untersuchten Werte ließ sich nutzen, um Long COVID festzustellen.

Long COVID lässt sich bisher nicht durch Laborwert feststellen

Die Fachzeitschrift Annals of Internal Medicine wird vom American College of Physicians und der American Heart Association veröffentlicht. Es handelt sich um ein „Open Access Journal“, dessen Beiträge im Internet frei verfügbar sind.&nbsp;

Annals of Internal Medicine

Auch Kinder und Jugendliche können Long COVID entwickeln. Laut den Ergebnissen der US-amerikanischen RECOVER Initiative scheinen sich die Beschwerden jedoch zum Teil von denen Erwachsener zu unterscheiden. Das Forschungsprojekt hatte im letzten Jahr bereits von verschiedenen Symptom-Clustern bei Erwachsenen berichtet. Die Beschwerden der Betroffenen können sich voneinander unterscheiden. Unter Personen mit Long COVID lassen sich verschiedene Gruppen mit ähnlichen Symptommustern unterscheiden, also verschiedene Symptom-Cluster. Diese Cluster können die Diagnose von Long COVID erleichtern. Im August veröffentliche die Forschungsgruppe nun in der Fachzeitschrift JAMA Ergebnisse zu Kindern und Jugendlichen. Insgesamt wurden die Erziehungsberechtigten von 898 Kindern sowie 4.469 Jugendliche befragt. Unter diesen hatten sich 751 Kinder und 3.109 Jugendliche vor durchschnittlich mehr als einem Jahr mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ansteckt.&nbsp;
Bei Kindern im Schulalter fand das Forschungsteam 4 verschiedene Symptom-Cluster. In einem Cluster standen Kopfschmerzen, Schmerzen an Muskeln, Gelenken und anderen Teilen des Körpers sowie Tagesmüdigkeit, Schläfrigkeit oder Energiemangel im Vordergrund. Kinder eines anderen Symptom-Clusters litten vorwiegend an Schlafstörungen und Gedächtnis- oder Konzentrationsstörungen. In einer weiteren Gruppe waren Magenschmerzen und Übelkeit oder Erbrechen kennzeichnend. Ein viertes Cluster stellten Kinder mit einer starken Symptombelastung mit vielen verschiedenen Symptomen.
Für Jugendliche fand das Forschungsteam 3 verschiedene Symptom-Cluster. In einer Gruppe wurde häufig über Tagesmüdigkeit, Schläfrigkeit oder Energiemangel sowie Schmerzen an Muskeln, Gelenken und anderen Teilen des Körpers berichtet. In einem weiteren Cluster stand eine Veränderung oder ein Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns im Vordergrund. Eine dritte Gruppe berichtete ebenfalls über eine starke Symptombelastung mit vielen verschiedenen Symptomen.
Die Ergebnisse der Studie können laut Forscherinnen und Forschern einen Beitrag zur Diagnostik von Long COVID bei Kindern und Jugendlichen leisten.

Kinder und Jugendliche haben laut Studie teils andere Long-COVID-Symptome als Erwachsene

Long COVID stellt für viele Menschen nach wie vor eine große Belastung dar. Laut einer Mitteilung des niedersächsischen Gesundheitsministeriums entwickeln aktuellen Schätzungen zufolge etwa 5 bis 10 Prozent aller Menschen nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus Long COVID. Angaben zur genauen Anzahl von Betroffenen seien nach wie vor schwierig.
Die AOK Niedersachsen hat ihre Versichertendaten in Bezug auf Long COVID ausgewertet: Im Zeitraum von März 2020 bis Dezember 2023 waren demnach 12.300 der knapp 800.000 durchgehend AOK versicherten Beschäftigten mindestens einmal aufgrund von Langzeitfolgen durch&nbsp;COVID-19 krankgeschrieben. Im Jahr 2023 habe es insgesamt jedoch deutlich weniger Krankschreibungen aufgrund von Post COVID, Long COVID oder einem chronischen Erschöpfungssyndrom gegeben als noch in den Vorjahren.&nbsp;
In Niedersachsen steht seit August 2023 eine Beratungshotline der Landesregierung und der AOK Niedersachsen zur Verfügung. Zudem gibt es in dem Bundesland zwei Ambulanzen für Long- und&nbsp;Post-COVID-Patienten an der Medizinischen Hochschule Hannover und an der Universitätsmedizin Göttingen. Ziel dieser Ambulanzen sei eine möglichst frühzeitige und fachübergreifende Behandlung, insbesondere von Patientinnen und Patienten mit einer schwerwiegenden chronischen Erschöpfung oder längeren Ausfallzeiten in Beruf, Ausbildung und Schule

Viele Menschen weiterhin durch Long COVID belastet

Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung in Niedersachsen ist eine oberste Landesbehörde. Es ist eins von zehn Ministerien in der niedersächsischen Landesregierung.

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung

Die AOK Niedersachsen ist mit mehr als 3 Millionen Versicherten die größte Krankenversicherung in Niedersachsen. Sie leistet damit einen großen Beitrag zur gesetzlichen Gesundheitsversorgung in Niedersachsen.

AOK Niedersachsen

Seit dem 1. Juli 2024 steht in Nordrhein-Westfalen ein neues telefonisches Beratungsangebot zur Verfügung. Der Service des Landes und der Deutschen Rentenversicherung Westfalen richtet sich an Menschen mit Long und Post COVID, Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS) oder länger andauernde Beschwerden nach einer COVID-19-Impfung. Die Hotline 0800/2381000 ist montags bis freitags von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr erreichbar.
Betroffene stehen im Alltag oft vor erheblichen Schwierigkeiten. Gleichzeitig fehlt ihnen die Kraft, passende Hilfsangebote zu finden. Durch die Hotline haben sie und ihre Angehörigen die Möglichkeit, sich niederschwellig unabhängig und kostenlos zu verschiedenen sozialrechtlichen Aspekten beraten zu lassen. Dazu zählen Leistungen der Krankenversicherung und Themen wie Rehabilitation, Rente, Pflege oder Wiedereingliederung. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können sich über Unterstützungsangebote informieren. Eine medizinische Beratung erfolgt nicht.

Neues Beratungsangebot für Betroffene in NRW

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) des Landes Nordrhein-Westfalen ist eine oberste Landesbehörde. Es ist eines von elf Ministerien in der Verwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen.&nbsp;

Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen

Die Deutsche Rentenversicherung Westfalen betreut als Träger der gesetzlichen Rentenversicherung über 4,2 Millionen Versicherte.&nbsp;

Deutsche Rentenversicherung Westfalen

Der Deutsche Bundestag hat 52 Millionen Euro für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen, die an Long COVID erkrankt sind, freigegeben. Mit den Mitteln sollen im Zeitraum 2024 bis 2028 die Versorgungsangebote im Bundesgebiet auf- und ausgebaut sowie Forschungsvorhaben für Kinder und Jugendliche mit Long COVID gefördert werden. Das Bundesministerium für Gesundheit hatte dem Haushaltsausschuss zuvor ein Konzept für eine Förderbekanntmachung vorgelegt, das gemeinsam mit Fachexpertinnen und -experten sowie Betroffenengruppen ausgearbeitet wurde. Diese Förderbekanntmachung speziell zu Kindern und Jugendlichen mit Long COVID wird derzeit erarbeitet und soll zeitnah veröffentlicht werden.

52 Millionen Euro für Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Long COVID

Forscherinnen und Forscher der Charité Berlin haben einen Zusammenhang zwischen der Handgriffstärke und der Symptomschwere von Post COVID und ME/CFS-Betroffenen untersucht. Die Messung der individuellen Handgriffstärke dient der medizinischen Diagnostik eines körperlichen Leistungsabfalls.&nbsp;
Die Studie der Charité Berlin umfasste 144 weibliche Patientinnen mit Post COVID, von denen 78 von ME/CFS betroffen sind. Die Handgriffstärke war bei allen Studienteilnehmerinnen beeinträchtigt, doch nur bei den an ME/CFS-erkrankten Teilnehmerinnen ging der Grad der Beeinträchtigung mit der Schwere der Symptome einher. Dies deutet auf einen gemeinsamen Mechanismus für Muskelschwäche und anderen Symptomen von ME/CFS-Betroffenen hin, der jedoch bei anderen Formen von Post COVID nicht zu finden ist. Der Studie zufolge ist die beeinträchtigte Handgriffstärke ein objektiver Marker für die körperliche Funktion bei Post COVID-Patientinnen.&nbsp;

Studie der Charité untersucht Handgriffstärke als objektives Maß für Muskelermüdung bei Personen mit Post COVID

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin ist eine weltberühmte Institution der medizinischen Forschung, Ausbildung und Hochleistungsmedizin und eine der größten Kliniken Europas. Sie vereint sowohl die universitäre Forschung und Lehre in ihrer medizinischen Fakultät als auch die Versorgung der Patientinnen und Patienten in ihrem Universitätsklinikum. Dabei werden durch interdisziplinäre Vernetzung sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsbezogene kliniknahe Forschung weiterentwickelt. Die Charité ist verantwortlich für die Hochschulausbildung des human- und zahnmedizinischen Nachwuchses und stellt Weiterbildungsangebote im Bereich der Gesundheitswissenschaften zur Verfügung.

Charité – Universitätsmedizin Berlin

Am 16. April 2024 fand der dritte Runde Tisch Long COVID in Berlin statt und setzte den Dialog zur Verbesserung der Versorgung der an Long COVID Erkrankten fort. Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach lud erneut Expertinnen und Experten aus den Bereichen Medizin, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik sowie Betroffenenvertreterinnen und -vertreter ein und diskutierte mit ihnen zu aktuellen Entwicklungen: Der Fokus lag dabei auf der neuen Long-COVID-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), der Förderung der versorgungsnahen Forschung durch das BMG, den geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Long COVID sowie der Arbeit der Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use. Nach den beiden ersten Runden Tischen Long COVID im <a href="https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/runder-tisch-long-covid/runder-tisch-september-2023" target="_blank" rel="noopener noreferrer">September 2023</a> und <a href="https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/runder-tisch-long-covid/runder-tisch-dezember-2023" target="_blank" rel="noopener noreferrer">Dezember 2023</a> bot der dritte Runde Tisch wieder Raum für den Austausch von interdisziplinären Ideen und Lösungsansätzen.&nbsp;

Das BMG veranstaltete den dritten Runden Tisch „Long COVID“

Das Foto zeigt Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach im Rahmen des dritten Runden Tisches

Das Bundesgesundheitsministerium richtet einen Förderschwerpunkt zum Thema „Erforschung und Stärkung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von COVID-19 (Long COVID)“ ein. Ziel der Förderung ist es, neuartige und übertragbare Versorgungsansätze zu entwickeln sowie in bestehende Angebote einzubinden, Wissen zu generieren und Kompetenzen zu vernetzen, um eine nachhaltige Verbesserung der Versorgung von Long-COVID-Betroffenen zu erreichen.&nbsp;&nbsp;
Fördergegenstand sind Projekte in vier Modulen. Die Projekte sollen im Herbst 2024 starten und sind bis 2028 förderfähig. Projektskizzen für die Module 2 und 3 können bis spätestens zum 29.04.2024 und für die Module 1 und 4 bis zum 21.05.2024 eingereicht werden.&nbsp;
<h4>Modul 1: Modellprojekte zur integrierten beziehungsweise koordinierten Versorgung&nbsp;</h4>
Die Projekte dieses Moduls können Konzepte zur Verbesserung einer integrierten beziehungsweise koordinierten Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long COVID aufsetzen und evaluieren.&nbsp;
<h4>Modul 2: Innovationen in der Versorgung&nbsp;</h4>
Um eine verbesserte klinische Charakterisierung und Therapie zu ermöglichen, können Modellprojekte und andere Vorhaben gefördert werden, um neuartige, innovative Instrumente zur Diagnostik und Therapieunterstützung sowie für ein besseres Monitoring der Versorgungsqualität bei Long COVID zu entwickeln.&nbsp;&nbsp;
<h4>Modul 3: Erforschung der Versorgungslage und des Krankheitsgeschehens&nbsp;</h4>
Hier sollen besonders die aktuelle Versorgungssituation sowie das Krankheitsgeschehen erforscht werden. Es kann insbesondere Versorgungsforschung mit Fragestellungen zur Epidemiologie, Inanspruchnahme und Auslastung von Versorgungsangeboten, zu Sichtweisen der Bevölkerung und von Interessengruppen sowie zur gesundheitsökonomischen Analyse gefördert werden.&nbsp;
<h4>Modul 4: Übergeordnete Koordinierungsstelle und Gesamtevaluation&nbsp;</h4>
Als ergänzendes Element zu den Modulen 1 bis 3 ist eine Koordinierungsstelle für eine gezielte, strukturierte und regelmäßige Vernetzung aller geförderten Projekte vorgesehen. Zusätzlich hat die Koordinierungsstelle speziell für die Modellprojekte der Module 1 und 2 noch weitere Aufgaben. Dazu gehört insbesondere, frühzeitig gemeinsame Vorgaben und Standards zu definieren und zu etablieren.&nbsp; &nbsp;
Die Auswahl der Projekte wird in einem zweistufigen Verfahren organisiert. Das Bundesgesundheitsministerium hat für diesen Prozess das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt als Projektträger beauftragt. Weitere Informationen sind auf der Seite des Projektträgers zu finden.&nbsp;&nbsp;

Bundesgesundheitsministerium richtet Förderschwerpunkt ein

Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegerinnen und Pfleger legen die Hände übereinander als Zeichen der Zusammenarbeit

Im vergangenen Jahr mussten deutlich weniger Menschen wegen Post oder Long COVID oder aufgrund eines chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS) krankgeschrieben werden als noch in den Jahren 2021 und 2022. Die Dauer der beruflichen Fehlzeiten der Betroffenen ist aber weiterhin lang. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.&nbsp;&nbsp;
Laut der Auswertung wurden zwischen März 2020 und Dezember 2023 mehr als ein Drittel aller durchgehend erwerbstätigen AOK-Versicherten mindestens einmal im Zusammenhang mit einer akuten Covid-19-Erkrankung arbeitsunfähig geschrieben. 1,8 Prozent aller AOK-versicherten Beschäftigten erhielten mindestens eine Krankschreibung aufgrund von Long COVID, Post COVID oder wegen eines CFS.&nbsp;
Im Zeitverlauf zeigt sich ein rückläufiger Trend: Waren im März 2022 noch 416 AOK-Versicherte je 100.000 Beschäftigte wegen Long COVID, Post COVID oder CFS arbeitsunfähig geschrieben, sank der Wert auf 110 je 100.000 Beschäftigte im Dezember 2023.&nbsp;&nbsp;
Die Betroffenen sind häufig für eine längere Zeit krankgeschrieben. Bei Long-COVID-Erkrankungen lag die Dauer der Arbeitsunfähigkeit im Durchschnitt bei 36,6 Tagen – ohne Einbeziehung der Dauer der akuten Infektion. Bei Post-COVID-Erkrankungen waren es 31,6 Tage je Fall und bei CFS 29,9 Tage je Fall.&nbsp;&nbsp;
Die Auswertung zeigt auch, dass ältere Beschäftigte häufiger wegen der Spätfolgen einer COVID-Erkrankung ausfallen, als dies im Vergleich zu anderen Erkrankungen zu erwarten wäre. Über 44 Prozent aller Long-COVID-Fälle betreffen die Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen. Ähnlich verhält es sich bei Post-COVID-Erkrankungen und beim CFS.&nbsp;

Long und Post COVID: Krankschreibungen rückläufig, aber lange Fehlzeiten

Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der AOKs seit 1976 Expertisen für alle Leistungsbereiche in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Forschungsschwerpunkte sind Fragestellungen zu den Themen ambulante Versorgung, Arznei- und Heilmittel, Versorgungsforschung, Krankenhaus, sektorübergreifende Versorgung, betriebliche Gesundheitsförderung und Pflege.&nbsp;

Das Wissenschaftliche Institut (WIdO) der AOK

Eine Grafik, die ein Balkendiagramm über erkrankte Long COVID, Post COVID und CFS Patienten zeigt.

Forscherinnen und Forscher des Trinity College und des St. James’s Krankenhaus in Irland erforschen zurzeit die Ursachen des so genannten „Gehirnnebels“ (Brain Fog), an dem viele Long COVID-Betroffene leiden. Das Symptom bezeichnet eine eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit. Diese äußert sich unter anderem in einer verminderten Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisschwierigkeiten.
Das Forschungsteam hatte bereits im Frühjahr 2020 Blutproben von 76 COVID-19-Patientinnen und -Patienten entnommen. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne COVID-19-Erkrankung beobachteten sie erhöhte Werte eines Eiweißes („S100-Beta“), das ein Indikator für eine gestörte Blut-Hirn-Schranke ist. Die Blut-Hirn-Schranke ist der Übergang zwischen dem Blutkreislauf und dem zentralen Nervensystem und schützt das Gehirn normalerweise vor schädlichen Substanzen.&nbsp;
Außerdem untersuchten die Forscherinnen und Forscher 10 gesunde Personen, 11 Personen mit Long COVID ohne Brain Fog und 11 Personen mit Long COVID, die unter dem Symptom des Brain Fogs leiden.
Mit Hilfe von MRT-Aufnahmen und einem speziellen Kontrastmittel konnte das Forschungsteam zeigen, dass bei Personen mit Long COVID mehr Kontrastmittel durch die Blut-Hirn-Schranke gelangt. Die Blutgefäße sind durch die Virusinfektion durchlässiger geworden. Sowohl während einer akuten COVID-19-Erkrankung als auch bei Long COVID-Betroffenen kann die Blut-Hirn-Schranke gestört sein. Dadurch können unter anderem Zellen und Botenstoffe des Immunsystems leichter bis zum Gehirn vordringen. Die Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass vor allem durchlässigere Blutgefäße und ein überaktives Immunsystem für den „Gehirnnebel” verantwortlich sind.&nbsp;
Die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke könnte in Zukunft ein wichtiger Indikator für die neurologischen Folgen einer COVID-19-Erkrankung sein. Genauere Zusammenhänge und daraus ableitbare mögliche Behandlungsmethoden werden noch erforscht.

Studie erforscht Ursachen von „Gehirnnebel“

Das Trinity College ist eine renommierte Universität in Dublin, Irland. Gegründet im Jahr 1592, zählt es zu den ältesten Universitäten weltweit.&nbsp;

Trinity College

Das St. James’s Hospital ist ein Krankenhaus in Dublin, Irland. Es kooperiert mit dem Trinity College als akademischen Partner.&nbsp;

St. James’s Hospital

Nature ist eine bedeutende medizinische Fachzeitschrift, die monatlich von der Nature-Verlagsgruppe veröffentlicht wird. Sie publiziert Artikel zu aktuellen Themen aus der biomedizinischen Forschung, die sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Ärzteschaft richten.&nbsp;
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Nature 

Der Gastbeitrag von Katrin Kunert, Vizepräsidentin für Breiten-, Präventions- und Rehabilitationssport des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) e.V., legt einen Schwerpunkt auf den ganzheitlichen Ansatz von Rehabilitationssport als vielversprechende Möglichkeit, um auf die vielfältigen Beeinträchtigungen der Long-COVID-Patientinnen und -Patienten im physischen und psychischen Bereich einzugehen.

Rehabilitationssport – eine Chance für Patientinnen und Patienten mit Long COVID

Katrin Kunert ist Vizepräsidentin Breiten-, Präventions- und Rehabilitationssport des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) e.V. Die gelernte Diplom-Ingenieurin und ehemaliges Mitglied des Verteidigungsausschusses sowie Obfrau ihrer Fraktion im Sportausschuss des Deutschen Bundestages (von 2009 bis 2017) ist seit 2017 im Präsidium des DBS vertreten.&nbsp;

Gastbeitrag Katrin Kunert

Die Diagnose von Long COVID ist aufgrund des diffusen Beschwerdebildes nach wie vor herausfordernd. Forscherinnen und Forscher eines internationalen Teams unter der Leitung der Universität Zürich haben nun Parameter identifiziert mit denen sich Long COVID besser von anderen Krankheitsbildern unterscheiden lassen könnte. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.
Die Forscherinnen und Forscher untersuchten das Blut von 113 COVID-19-Erkrankten und 39 gesunden Personen und analysierten mehr als 6.000 Eiweiße. Von den 113 Personen haben 40 Long COVID entwickelt. Ihr Blut wurde nach 6 und 12 Monaten erneut untersucht. Dabei wurde nachgewiesen, dass die Konzentration verschiedener Eiweiße verändert war, die wichtige Funktionen für das Gleichgewicht im Immunsystem haben. Außerdem identifizierte das Team weitere so genannte „Biomarker“ für Gewebeschäden und eine veränderte Blutgerinnung. Biomarker sind relevante, messbare biologische Parameter, die auf eine Krankheit hinweisen.&nbsp;
Zusammengenommen deuten die Biomarker unter anderem auf eine Fehlaktivierung des Immunsystems hin, die zur Entstehung von Beschwerden bei Long-COVID-Betroffenen beitragen könnte. Die Erkenntnisse sind ein neuer Ansatzpunkt für die Forschung zur Long-COVID-Diagnostik.

Neuer Forschungsansatz zur Diagnostik von Long COVID

Die Universität Zürich (kurz UZH) ist die größte Universität in der Schweiz. Als Volluniversität vereint sie unter ihrem Dach alle klassischen Fakultäten: Theologie, Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Veterinärmedizin, Philosophie und Mathematik/Naturwissenschaften.

Universität Zürich (UZH)

Science ist eine bedeutende medizinische Fachzeitschrift, die wöchentlich von der&nbsp;American Association for the Advancement of Science (AAAS) herausgegeben wird. Sie veröffentlicht Artikel zu aktuellen Themen aus der biomedizinischen Forschung, die sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie an die Ärzteschaft richten.

Science

Probenröhrchen werden in Zentrifuge gegeben.

In einer aktuellen Studie untersuchen niederländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, was im Körper von Long-COVID-Betroffenen bei Anstrengung auf Zell-Ebene passiert. Denn viele schwer von Long-COVID-Betroffene leiden unter Post-Exertioneller Malaise (PEM), einer typischen Symptomverschlechterung nach Belastung, die schon nach kurzer körperlicher Aktivität oder geistiger Betätigung zu anhaltender oder dauerhafter Verschlechterung der Beschwerden führt.&nbsp; &nbsp;
Beobachtet wurden 25 Long-COVID-Betroffene, die seit mehr als sechs Monaten Beschwerden hatten. Die Vergleichsgruppe bestand aus 21 genesenen Patientinnen und Patienten nach einer COVID-19-Erkrankung. Alle Personen absolvierten eine 15-minütige Sporteinheit. Eine Woche vor und einen Tag nach der sportlichen Belastung untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Blut sowie Proben der Oberschenkelmuskulatur der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer. Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass die beobachtete geringere körperliche Leistungsfähigkeit bei Long COVID-Patienten mit einem höheren Anteil schnell ermüdender Muskelfasern (high-fatigable glycolytic fibers) und einer verschlechterten Funktion der Mitochondrien zusammenhängt. Mitochondrien wandeln Nährstoffe in Energie für den Organismus um. Dieser Prozess scheint bei an Long-COVID-Erkrankten gestört zu sein.

Neue Studie zu Ursachen der Post-Exertionellen Malaise (PEM) bei Long COVID

Die Freie Universität Amsterdam ist eine der zwei großen Universitäten in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet.&nbsp;

Freie Universität Amsterdam

Nature Communications ist eine Fachzeitschrift, die von der Nature-Verlagsgruppe veröffentlicht wird. Sie publiziert Artikel zu aktuellen naturwissenschaftlichen Themen und richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.&nbsp;

Nature Communications

Anja Piel, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstands des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), erläutert in ihrem Gastbeitrag, warum Long COVID eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung ist, und was benötigt wird, um Betroffenen besser helfen zu können.&nbsp;

Long COVID: eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Anja Piel ist Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstands des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Die gelernte Industriekauffrau und ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion in Niedersachsen ist ebenfalls Alternierende Vorsitzende des Verwaltungsrates der Bundesagentur für Arbeit (BA), des Bundesvorstandes der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund sowie Mitglied des Sozialbeirats der Bundesregierung.&nbsp;

Gastbeitrag Anja Piel

Peggy Heinz, stellvertretende Geschäftsführerin der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS), erläutert in diesem Gastbeitrag die Entwicklung und den Mehrwert von Selbsthilfegruppen im Kontext von Long und Post COVID in Deutschland. Ergänzend benennt sie die Strukturen, die zur Unterstützung und Stärkung der Selbsthilfegruppen notwendig sind.&nbsp;

Selbsthilfe als unverzichtbare Stütze im Gesundheitswesen

Peggy Heinz ist stellvertretende Geschäftsführerin der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS).
In den Jahren 2022 und 2023 leitete sie das Projekt „Hilfe nach COVID-19. Zugänge zur gesundheitlichen Selbsthilfe fördern“ (finanziert durch den AOK-Bundesverband) und baute die Corona-Datenbank der NAKOS mit auf.
Die NAKOS fungiert bundesweit als Ansprechpartnerin und bündelt Informationen zu gemeinschaftlicher Selbsthilfe und Selbsthilfeunterstützung. Unabhängig, themenübergreifend und kostenfrei veröffentlicht sie Materialien und Fachinformationen.

Gastbeitrag Peggy Heinz

Für eine schnellere und bedarfsgerechtere Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Long COVID hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) am 21. Dezember 2023 eine neue Richtlinie beschlossen. Diese Long-COVID-Richtlinie definiert Anforderungen an die Versorgung und beschreibt sogenannte Versorgungspfade, also den Ablauf der medizinischen Behandlung.
Vorgesehen ist eine ärztliche Ansprechperson. Sie übernimmt die notwendige spezifische Koordination bei Diagnostik und Therapie. So werden die bestehenden ambulanten Strukturen und Angebote je nach Schweregrad und Komplexität der Erkrankung bedarfsgerecht genutzt und die richtigen Gesundheitsberufe eingebunden.&nbsp;
Die Richtlinie gilt sowohl für Betroffene von Long COVID oder bei Erkrankung nach einer COVID-19-Impfung als auch für Patientinnen und Patienten, deren Erkrankungen ähnliche Ursachen oder Symptome wie Long COVID aufweisen. Dazu zählt zum Beispiel ME/CFS.

Long-COVID-Richtlinie wird veröffentlicht

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland. Vertreterinnen und Vertreter von Patientenorganisationen haben ein Antrags- und Mitberatungsrecht in allen Gremien des G-BA. Hauptaufgabe des G-BA ist es, in Richtlinien die Inhalte der Versorgung näher zu bestimmen und zu entscheiden, welche Leistungen von der gesetzlichen Krankenversicherung getragen werden. Der G-BA legt zudem Maßnahmen zur Qualitätssicherung der medizinischen Versorgung sowie Anforderungen für strukturierte Behandlungsprogramme (Disease-Management-Programme, kurz DMP) fest und bewertet den Nutzen von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen.

Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA)

Das Foto zeigt eine Ärztin, die im Gespräch mit einer Patientin ist

Am <a href="https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/runder-tisch-long-covid/runder-tisch-dezember-2023" target="_blank" rel="noopener noreferrer">4. Dezember 2023 fand der zweite Runde Tisch Long COVID</a> in Berlin statt und setzte den Dialog zum Umgang mit den Herausforderungen von Long COVID fort. Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach lud erneut Expertinnen und Experten sowie verschiedene Betroffenengruppen ein und diskutierte mit ihnen zu den Themenbereichen Forschung, Arzneimittel, Rehabilitation und Teilhabe. Die Veranstaltung bot eine offene Plattform für den Austausch von interdisziplinären Ideen, aktuellen Forschungsergebnissen und Diskussionen über neue therapeutische Ansätze zur Verbesserung der Long-COVID-Versorgung in Deutschland. Bereits im <a href="https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/runder-tisch-long-covid/runder-tisch-september-2023" target="_blank" rel="noopener noreferrer">September 2023 fand ein erster Runder Tisch</a>&nbsp;zum Thema statt.&nbsp;
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Das BMG veranstaltete den zweiten Runden Tisch „Long COVID“

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach im Austausch mit Expertinnen und Experten beim zweiten Runden Tisch Long COVID

Zum Jahresende werden die bislang parallel bestehenden Informationsangebote zum Thema Long COVID von Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf der Website bmg-longcovid.de in einem einheitlichen Portal zusammengeführt. Die Website longcovid-info.de, die bislang von der BZgA bereitgestellt wurde, wird dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Alle dort verfügbaren Inhalte sind bereits seit November 2023 auch auf dem BMG-Portal zugänglich. Ab dem 1. Dezember 2023 werden die Besucherinnen und Besucher automatisch auf die Website bmg-longcovid.de weitergeleitet. Dort finden sie neben den bisherigen Inhalten auch ständig aktualisierte wissenschaftliche Informationen und einen umfassenden Diskursbereich mit Gastbeiträgen und Videostatements von nationalen und internationalen Expertinnen und Experten sowie weiteren Betroffenen.

Informationsangebote von BZgA und BMG zum Thema Long COVID werden in einem Portal zusammengeführt

Seit ihrer Gründung im Jahr 1967 verfolgt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) das Ziel, Gesundheitsrisiken vorzubeugen und gesundheitsfördernde Lebensweisen zu unterstützen. Ihre Aufgaben sind die Erarbeitung von Grundsätzen und Richtlinien für Inhalte und Methoden der praktischen Gesundheitserziehung, die Ausbildung und Fortbildung der auf dem Gebiet der Gesundheitserziehung und -aufklärung tätigen Personen, die Koordinierung und Verstärkung der gesundheitlichen Aufklärung und Gesundheitserziehung im Bundesgebiet und die Zusammenarbeit mit dem Ausland.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Am 24. und 25. November 2023 fand der zweite Long-COVID-Kongress statt, den der Ärzte- und Ärztinnenverband Long COVID und das Universitätsklinikum Jena gemeinsam ausrichteten. Die BMG-Initiative Long COVID beteiligte sich mit einem Informationsangebot. Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach übernahm die Schirmherrschaft, gemeinsam mit Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow.&nbsp;
Ziel der Veranstaltung war es, neue Erkenntnisse zur Krankheitsentstehung und Folgeerkrankungen sowie Therapiestudien zu Long COVID zu diskutieren. Ein weiterer Schwerpunkt war die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, wie etwa die Auswirkungen von Long COVID auf das Sozial- und Arbeitsleben von erkrankten Patientinnen und Patienten. An dem Austausch waren Expertinnen und Experten aus allen wissenschaftlichen Bereichen beteiligt, die sich mit Long COVID beschäftigen. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren außerdem Behandlerinnen und Behandler unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen, um neue Ansätze für die Behandlung von Betroffenen zu diskutieren. Der Kongress richtete sich sowohl an Fachkräfte als auch an Betroffene.

Zweiter Kongress des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long COVID vom 24. - 25. November 2023 in Jena

Das Universitätsklinikum Jena (UKJ) ist das größte Klinikum im Freistaat Thüringen. Es ist außerdem der Standort der Thüringer Hochschulmedizin. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am UKJ arbeiten in der patientenbezogenen Forschung und in der Grundlagenforschung. Das Universitätsklinikum verfügt über Angebote der Hochleistungsmedizin und sichert so die Maximalversorgung in der Region.&nbsp;

Universitätsklinikum Jena 

Das Foto zeigt einen Informationsstand zur BMG Initiative Long COVID beim zweiten Kongress des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long COVID vom 24. - 25. November 2023 in Jena

Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors bewertet die drei diskutierten Verfahren „Blutwäsche“ („H.E.L.P.-Apherese“), „Hyperbare Sauerstofftherapie“ sowie Ozon-Eigenbluttherapie&nbsp;zur Behandlung von Long COVID jeweils mit „unklar“. Der Grund: Zu dem Apherese-Verfahren und der Ozon-Eigenbluttherapie&nbsp;liegen keine Studiendaten vor. Für die Hyperbare Sauerstofftherapie wurde eine Studie ermittelt, aus der jedoch kein Nutzen abgeleitet werden konnte.&nbsp;

IGeL-Monitor bewertet Long COVID Behandlungsverfahren:&nbsp;

IGeL-Monitor: Nutzen von H.E.L.P.-Apherese („Blutwäsche“) und Hyperbarer Sauerstofftherapie sowie Ozon-Eigenbluttherapie unklar

Der IGeL-Monitor ist eine Einrichtung des Medizinischen Dienstes Bund. Ein interdisziplinäres Team aus den Bereichen „Evidenzbasierte Medizin“ und Öffentlichkeitsarbeit – unterstützt durch externe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler– analysiert und bewertet hierbei sogenannte Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), die von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht übernommen werden, in Abwägung zwischen tatsächlichem Nutzen und möglichem Schaden.&nbsp;

IGeL-Monitor

Illustration: Arzt und junge Patientin im Gespräch

Eine aktuelle Studie der Perelman School of Medicine, veröffentlicht im Fachmagazin Cell im Oktober 2023, weist darauf hin, dass ein Mangel des Hormons Serotonin zur Entstehung von Long-COVID-Symptomen beitragen und ihren Verlauf beeinflussen könnte. Serotonin ist ein Botenstoff, der unter anderem das Immunsystem, das Nervensystem und die Entzündungsreaktion beeinflusst.&nbsp;
Die Studie fand heraus, dass Menschen mit Long COVID niedrigere Serotoninspiegel aufwiesen im Vergleich zu genesenen Personen. Der verminderte Serotoninspiegel könnte somit möglicherweise an der Entstehung von Long-COVID-Symptomen beteiligt sein und zu Beeinträchtigungen der Gehirnleistungen und des Nervensystems führen. Auch eine veränderte Blutgerinnung könnte eine Folge des reduzierten Serotoninspiegels sein – hierdurch können kleine Blutgerinnsel („Mikrothromben“) auftreten, die als eine Krankheitsursache für Long-COVID diskutiert werden.&nbsp;&nbsp;

Neue Studie von US-Forschern der Perelman School of Medicine untersucht Zusammenhang zwischen Serotoninmangel und Long COVID

Die Perelman School of Medicine an der University of Pennsylvania ist die älteste medizinische Fakultät der USA und zählt zu den renommiertesten Universitäten des Landes. 2023 wurden die an der Universität forschenden Professoren Katalin&nbsp;Karikó und Drew Weissmann für ihre Forschungen zu mRNA-Impfstoffen mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.&nbsp;

Perelman School of Medicine

Cell ist eine renommierte wissenschaftliche Zeitschrift. Die publizierten Artikel unterliegen einer besonderen Prüfung, dem Peer-Review. In Cell werden vor allem Artikel über aktuelle Forschungsthemen aus dem Gebiet der experimentellen Zellbiologie veröffentlicht.&nbsp;&nbsp;

Cell

Um die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Long COVID zu verbessern, unterstützt das Land Baden-Württemberg das Modellprojekt „MOVE-COVID-BW“ der Universitätskliniken Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm. Unter anderem soll eine sektorenübergreifende Versorgungsstruktur aufgebaut und erprobt werden, die durch ein telemedizinisches Angebot ergänzt wird. An allen vier Standorten werden nach festgelegten Kriterien, z. B. mit einheitlichen Fragebögen, wissenschaftliche Daten erhoben. Diese sollen in ein Register einfließen. Damit soll die weitere, systematische und gezielte Erforschung des Krankheitsbildes ermöglicht werden, etwa durch virologische, immunologische und radiologische Spezialdiagnostik. So kann das Projekt dazu beitragen, neue Erkenntnisse zu Entstehungsmechanismen der Erkrankung und deren Behandlung zu gewinnen – gerade bei Kindern und Jugendlichen. Informationen zum Krankheitsbild und zu Behandlungsangeboten werden auf einer Website angeboten.&nbsp;

Baden-Württemberg: Modellprojekt zu Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen

Das Modellprojekt „MOVE-COVID-Baden-Württemberg“ (MOlekularimmunologische Charakterisierung &amp; multimodal-multizentrische intersektorale VErsorgung von Long COVID im Kindes- und Jugendalter in Baden-Württemberg) wird vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration gefördert.

MOVE-COVID-Baden-Württemberg

Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg ist eine Oberste Landesbehörde. Es ist eines von zwölf Ministerien in der Verwaltung des Landes Baden-Württemberg.&nbsp;

Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg 

Ein Forschungsteam der US-amerikanischen Yale University rund um Prof. Akiko Iwasaki hat eine Studie über mögliche Veränderungen im Abwehrsystem bei Long-COVID-Betroffenen durchgeführt. Hierfür wurden Blutproben von 268 Personen untersucht: Einige litten ein Jahr nach einer Coronavirus-Infektion weiterhin an Beschwerden, andere hatten sich bereits vollständig erholt und eine dritte Gruppe bestand aus Personen, die sich noch nicht mit dem Coronavirus infiziert hatten.&nbsp;
Bei den Patienten mit anhaltenden Beschwerden wurden verschiedene Veränderungen im Abwehrsystem entdeckt. So waren die Anzahl bestimmter Abwehrzellen und ihre Aktivität im Vergleich zu Gesunden verändert. Auch wurde eine Reaktivierung von Antikörpern gegen verschiedene Viren festgestellt, etwa gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 und gegen das Epstein-Barr-Virus (Erreger des „Pfeifferschen Drüsenfiebers“). Erkrankte hatten außerdem niedrigere Konzentrationen des Stresshormons Cortisol in ihrem Blut.&nbsp;
Die Ergebnisse könnten helfen, mögliche Veränderungen in biologischen Prozessen bei Long COVID zu verstehen. Darauf aufbauend könnten relevante, messbare biologische Parameter (sogenannte „Biomarker“) für die Diagnostik entwickelt werden. &nbsp;

Studie der Yale University untersucht Blutbild von Long-COVID-Patienten

Die Yale University ist eine renommierte US-amerikanische Universität. Die Studie „Distinguishing features of long COVID identified through immune profiling“ wurde im renommierten Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht.&nbsp;&nbsp;

BMG-Initiative Long COVID